Vom Ortsrand, wo die Grundsteinübergabe für das Friedenszentrul statt fand fahren wir gemeinsam mit der Delegation aus Magdeburg dann zum ehemaligen KZ Auschwitz I. In zwei gemeinsamen Gruppen werden wir durch das Lager geführt. Es ist riesig. Wir können nicht alles ansehen, dafür ist es zu groß. Was man sieht, ist grauenvoll. Es ist gut, Auschwitz gleich jetzt nach Atlit gesehen zu haben, um sich des Unterschieds bewußt zu werden.
Über dem Tor des Lagereingangs steht der zynische Spruch "Arbeit macht frei". Den Gefangenen hat die Arbeit dennoch nicht die Freheit, sondern den Tod gebracht.
Das Gelände des Stammlagers Auschwitz I war vor seiner Zweckentfremdung als Konzentrationslager eine Kaserne. Aus diesem Grund gab es schon sehr viel Eisenbahninfrastruktur sowie jede Menge Gebäude in Backstein. Holzbaracken gibt es hier zwar auch, aber bei den gesehenen Gebäuden sind sie klar in der Minderheit. Wir waren auch in keiner der Holzbaracken drin, so daß ich nicht sagen kann, wie diese genutzt wurden.
Die Tafel zeigt auf der Landkarte aus welchen anderen Lagern und Gefängnissen Menschen nach Auschwitz verschleppt wurden, um sie hier zu ermorden.
Jedes dieser Gebäude bildet einen sogenannten Block.
Auf dem Lageplan ist die Lage der 3 Konzentrationslager Auschwitz I, in dem wir uns gerade befinden, Auschwitz II Birkenau, das wir später noch besuchen werden, und Auschwitz III Monowitz, das wir nicht besuchen, wo aber die Buna-Werke der IG-Farben mit den Zwangsarbeiten den großen Reibach machte, gut zu sehen. Auch hier erahnt man schon, daß das Lager Auschwitz II Birkenau größer zu sein scheint als der Ort Auschwitz, was sich später beim Blick auf die Satellitenkarte auch bestätigt.
In der Fortsetzung des Modells nach links, die hier nicht zu sehen ist, schließen sich an die hier zu sehenden Krematoriumsräme, die Umkleide und Duschräume, in denen die Vergasung stattfand, an.
In den Dosen befand sich das Zyklon B, das in Reaktion mit dem Wasserdampf der Luftfeuchtigkeit das Giftgas freisetzt, mit dem man die Menschen feige ermoderte.
Nicht minder gruselig waren riesige Berge an Haaren, die man den Ermordeten abscherte, um daraus Wolldecken aus Menschenhaar zu fertigen, riesige Berge an Brillen und Prothesen, sowie Koffern, Zähnbürsten, Eßbesteck und sonstigem Raubgut, das man den Ermordeten geraubt hatte.
Jedes Gebäude hat seine eigenen grauenvollen Geschichten. Das kann man sich gar nicht alles merken.
Wenn ich mich recht erinnere, dann befindet sich dieser Tisch und die nachfolgenden Decken im sogenannten Todesblock, dem Block 11, in dessen Keller sich die berüchtigten Stehzellen befinden. Der Zugang zu einer solchen Stehzelle, deren Grundfläche weniger als 1 m2 betrug, war eine kleine Tür auf Bodenhöhe enger als eine Backofentür. Durch dieses kleine Loch mußten sich 4 oder mehr Erwachsene Menschen quetschen um dann in der finsteren Zelle mit nur einem einzigen winzigen Luftloch je nach Lust und Laune der Mörder bis zu ihrem Tod zu stehen.
Block 10 war das Reich des Sadisten Josef Mengele.
An der schwarzen Wand wurden die Häftlinge erschossen. Zuvor mußten sie sich nackt ausziehen, um möglichst auch noch des Rest an Würde beraubt zu werden.
Im Block 27 eröffnete wenige Tage zuvor Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine neue Ausstellung, zu der auch das Buch der Namen gehört.
Der Trennzaun mitten durch das Lager trennt wahrscheinlich Männer und Frauen. Da man beim Fotografieren der Führung nicht ständig am Rockzipfel bzw. den Lippen kleben kann, kriegt man auch nicht alles mit, was erklärt wird.
Der Todesstreifen trennt das Lager von der Außenwelt.
Der Munitionsbunker der Kaserne wurde von den Mördern zum Krematorium umfunktioniert.
An dieser Stelle soll sich der Galben befunden haben, an welchem der Lagerkommandant Rudolf Höß für seine Verbrechen hingerichtet wurde.
Der enorme Besucherandrang entweiht diesen Ort des Grauens und Gedenkens der Ermordeten.
Die Verbrennungsöfen waren der Mordlust nicht gewachsen, weshalb der Mörder Rudolf Höß die Menschen auch auf offenem Fld auf riesigen Scheiterhaufen verbrenne ließ, so daß der Flammenschein und die Rauchsäule schon aus Kilometern Entfernung zu sehen war.
Wir fahren weiter nach Birkenau (Auschwitz II).